Die Eisenbahn im Raum Lebach-Wadern

“Endlich Anschluss an den Weltverkehr”

Die Geschichte der Eisenbahn an Prims und Theel

Im Jahre 1897 wurde der erste Zug in Lebach begeistert gefeiert. Die Bahn unserer Großväter hatte wesentlichen Anteil an der Entwicklung unserer Region. Die Vorfahren hatten damals lange kämpfen müssen, um an das moderne Verkehrssystem dieser Zeit überhaupt angeschlossen zu werden.
Nachdem schon 1835 zwischen Nürnberg und Fürth die erste deutsche Eisenbahn gefahren war, musste die hiesige Bevölkerung noch mehr als 60 Jahre warten, ehe auch hier der Traum vom Fortschritt Wirklichkeit wurde. Geredet wurde im Raum Lebach jedoch schon lange vorher über eine Eisenbahn. Bereits im Jahr 1878 gründete man in Lebach ein Eisenbahn-Komitee. Dieses machte den Vorschlag, eine Verbindung von der Rhein-Nahe-Bahn über Lebach nach Saarlouis herzustellen. Der damalige Handelsminister konnte sich zunächst jedoch hierfür nicht begeistern. Statt dessen wurde erst eine Bahnlinie von Trier nach Hermeskeil geplant, die schließlich am 15. August 1889 eröffnet werden konnte.

Bahnhof Lebach 1897

FRÜHZEIT: Die Aufnahme aus dem Jahr 1897 zeigt einen der ersten Züge, die im Bahnhof Lebach einliefen. (Repro: Dieter Lorig)

Über die Weiterführung dieser Bahn ins Saarrevier wurde mit viel Lokalpatriotismus gestritten. Auch die beiden Bürgermeister von Lebach und Wadern setzten sich besonders für den Eisenbahnbau ein und reisten einmal sogar selbst nach Berlin, um das preußische Ministerium für ihre Interessen zu gewinnen. Es dauerte jedoch noch bis 1892, ehe die endgültige Linienführung, die während der Planung stets umstritten war, endgültig feststand. Die neue Bahnstrecke sollte von Hermeskeil über Nonnweiler, Wadern, Schmelz, Lebach, Illingen nach Wemmetsweiler führen, wo bereits seit 1879 Anschluss an die Strecke Neunkirchen-Saarbrücken bestand.

Rund 7,6 Millionen Mark stellte die preußische Regierung für diesen Bahnbau zur Verfügung. Um den Bau zügig vorantreiben zu können, mussten damals ausländische Arbeitskräfte eingesetzt werden. Die Beschäftigungslage der aufstrebenden heimischen Industrie war damals so gut, dass überwiegend Kroaten, Slowaken und Italiener angeheuert werden mussten. In Lebach wie auch in anderen Prims- und Illtalorten entstanden prächtige Bahnhofkomplexe. Die Bahnhofsgebäude aus der Gründerzeit sind zum Teil heute noch in ihrer ursprünglichen Form erhalten. Dies gilt insbesondere für Lebach, wo außerdem noch zwei vollkommen betriebsfähige Stellwerkanlagen aus der Zeit um die Jahrhundertwende vorhanden sind. Als schließlich die Bahnschwellen verlegt, Gleise montiert und die Telegrafenlinie am Bahndamm entlang errichtet worden waren, kam der Tag, an dem in unserem Raum erstmals die Eisenbahn halten sollte. Am 15. Mai 1897 war es soweit.  Die Teilstrecke Wemmetsweiler-Lebach wurde erstmals befahren.

Die Verlängerung der Bahn durch das Theel- und Primstal bis nach Nonnweiler war am 10. Dezember 1897 zumindest für den Personenverkehr fertig gestellt. Gerade für die Bergleute und Hüttenarbeiter, die bis zu diesem Zeitpunkt lange Anmarschwege zu ihren Arbeitsstätten im Saarrevier in Kauf nehmen mussten, war das neue Verkehrsmittel eine bedeutende Erleichterung.

Dampflokomotive

Bis in die 70er Jahre fuhren Dampfloks wie diese über die Prims- und Theeltalstrecke.
(Aufnahme: Dieter Lorig)

Einer vom Schmelzer Rektor und Heimatforscher Kurt Klein 1981 im Schmelzer Gemeindeblatt veröffentlichten Chronik ist zu entnehmen, dass auch die Bettinger das Eintreffen des ersten Zuges im Ort kräftig feierten. Es war eine schnaufende Dampflokomotive, die drei Waggons, besetzt mit hohen Beamten und prominenten Persönlichkeiten, hinter sich her zog. Einen "großen Bahnhof" hatten aber auch am folgenden Tag die ersten Bergleute, die, zum Teil leicht alkoholisiert, erstmals mit dem Zug von ihrer Arbeit heimkehrten. Groß gefeiert wurde ebenso in Wadern, wo der dortige Bürgermeister bei Ankunft des Zuges vor einer riesigen Menschenmenge auf die Bedeutung dieses Tages hinwies, an dem seine Gemeinde nun endgültig an den unmittelbaren "Weltverkehr" angeschlossen sei.

Am 15. Januar 1898 wurde schließlich auch der Güterbetrieb zwischen Lebach und Wadern aufgenommen. Das untere Primstal wurde am 1. September 1901 von Dillingen aus über Primsweiler an die Hochwaldbahn angeschlossen. Zwei Jahre später, am 6. Juli 1903 war auch der Bau der Privatbahn zwischen Merzig und Büschfeld fertig gestellt.

Bahnhof Primsweiler

Der  Bahnhof Primsweiler in den Jahren 1930 bis 1940

Ein halbes Jahrhundert lang wurden Prims- und Theeltalbahn dann von Industrie und Bevölkerung als willkommenes Beförderungsmittel in Anspruch genommen. Doch der leise Rückzug der Bahn in dieser Region begann Mitte der 50er Jahre, als ihr die traditionelle Arbeiterschaft der Bergleute und Hüttenarbeiter ausblieb, die fortan mit Privatbussen zu ihren Arbeitgebern gefahren wurden. Ein ständig steigender Wohlstand in der Bevölkerung ließ den Individualverkehr auf dem Land ebenso ansteigen, wodurch folglich die ländliche Eisenbahn immer weniger Zuspruch fanden. Bis 1978 waren  fast alle Personenzüge auf der Primstalstrecke durch Busverbindungen ersetzt worden. Seit Mai 1980 verkehrt auf der Strecke Dillingen-Wadern an manchen Werktagen nur noch ein kleiner Güterzug, während die Strecke Lebach-Wemmetsweiler überwiegend von Schülern und vereinzelten Berufspendlern genutzt wird.

nach SZ-Artikeln vom 8. Juni 1988 und 1. April 1987; Autor: Dieter Lorig aus Nalbach-Bilsdorf;
(Die Veröffentlichung dieses Artikels erfolgt mit freundlicher Erlaubnis des Autors.)

Nachtrag: Auf weiten Teilen des ehemaligen Gleisbettes der Bahnstrecke Lebach - Primsweiler befindet sich seit 2015 ein gut asphaltierter Radweg (Prims-Theel-Erlebnisweg).

Prims-Theel-Radweg

Foto: W. Steffen; März 2020