Historische Wegekreuze in Lebach

Das Wegekreuz im Ortsteil Hahn

Viele Lebacher Bürger, die sonntags durch den Ortsteil Hahn in Richtung Krankenhaus spazieren, kommen an einem der ältesten Wegkreuze in Lebach vorbei. Auf der von einem Pfeiler getragenen Platte erhebt sich das barock verzierte Steinkreuz mit Maria und Johannes. Der Sockel ist tischartig verbreitert, was auf die Nutzung als Altar bei Prozessionen hin deutet.
Aus der Inschrift "PETER PUHL, ANNA PUHL, 1728" geht hervor, dass dieses Kreuz im Jahre 1728 von Peter Puhl und Anna Puhl errichtet wurde. Peter Puhl wurde 1675 in Lebach geboren, seine Frau Anna starb im Dezember 1728. Der Grund für die Errichtung des Kreuzes ist nicht bekannt; es wurde vor einigen Jahren restauriert.

Hahn-Kreuz

Das Wegekreuz im Ortsteil "Hahn"


Das Böhmerkreuz

An der Ecke Mottenerstraße - Heeresstraße befindet sich ein bekanntes Wegekreuz, das nach dem alten Stadtteil "Böhmen" benannt ist. Das barocke Sandsteinkreuz wurde im Jahre 1765 errichtet, vermutlich von Johann Hugo Freiherr von Hagen zur Motten (1707 - 1794). Ursprünglich wurde das Kreuz etwa 800 m vom Schloss La Motte aufgestellt. Im Sockel befand sich sich das Wappen der Herren Hagen mit der freiheitlichen Krone.

Das Kreuz wurde 1981 restauriert. Es wurde - wie auch das Wegekreuz auf dem Hahn - vom Staatlichen Konservatoramt als "Zeugnis menschlicher Geschichte und örtlicher Eigenart" in die Denkmalliste des Saarlandes aufgenommen. Bei der erwähnten Renovierung wurde leider das frühere Wapppen der Herren Hagen durch das Lebacher Stadtwappen ersetzt, warum auch immer. Unter der Krone im Sockel des Böhmerkreuzes befindet sich daher zur Zeit das Lebacher Stadtwappen.

Böhmerkreuz
Das Böhmerkreuz

Wappen der von Hagen

das frühere von-Hagen-Wappen im Böhmerkreuz vor der Renovierung 1981


Das Pickardkreuz

Am neuen Lebacher "Scherer-Kreisel" steht an der Einmündung Saarlouiser- bzw. Dillingerstraße ein Wegekreuz, das in der Bevölkerung als "Pestkreuz" bekannt ist. Es erhebt sich über einem Postament mit reichem barockem Dekor und Vanitas-Motiv. Im Jahre 1980 wurde das Kreuz von Malermeister Hans Weiskircher überarbeitet; Werner Vollmer ließ es im Jahre 2002 erneut sanieren - mit finanzieller Unterstützung von Egon Gross. Auch dieses Kreuz ist in der Denkmalliste des Saarlandes aufgeführt.

Von alters her führte die Prozession am Lebacher Patronatsfest zu diesem Pickardkreuz. Die Prozession konnte wegen des Straßenverkehrs ab 1959 den Weg zu diesem Kreuz nicht mehr einschlagen und muss seither einen anderen Weg wählen.

Pickardkreuz

Das Pickardkreuz ("Pestkreuz")

Das Kreuz trägt die Inschrift: "Die Creudz hat lasen machen die Pfahr Lebach 1757". Es wurde also von der Pfarrei Lebach errichtet, möglicherweise als Dank dafür, dass die Lebacher Bürger von der Pest verschont blieben, die im 18. Jahrhundert auch in unserer Gegend ausbrach.


Hintergrund

Wegekreuze sind Mahnmale, die Menschen seit alters her aufgestellt haben, zur Erinnerung oder zum Dank an ein Ereignis; sie zeugen von der Frömmigkeit vergangener Generationen und der Kunstfertigkeit der Steinhauer. Tausende solcher Wegekreuze finden sich im Bistum Trier, viele auch in Lebach und seinen Ortsteilen.  

"Man möge an Wegesecken, wo man sich zu begegnen pflegt, Kreuze errichten", das soll Papst Leo III. angeordnet haben, der Papst, der den fränkischen Großkönig Karl an Weihnachten 800 zum Kaiser gekrönt hat. 

Die Gründe für die Setzung eines Kreuzes sind vielfältig und können nur noch selten genau eruiert werden. Als einst weit sichtbare Land- und Wegmarken übernahmen sie auch die Funktion von Wegweisern, oder sie bildeten Stationen und Zielpunkte von Feldprozessionen. 
Anlässe für die Errichtung waren häufig Stiftungen im Zusammenhang mit erhörten Fürbitten, Dank für überstandene Gefahren oder im Gedenken an einen Unfall. Menschen haben aus ihren Lebenserfahrungen diese Kreuze aufgerichtet, zum Zeichen ihrer Hoffnung.

Stellt man heutzutage im Saarland neue Wegekreuze auf, so sind es Totenkreuze, und zwar an Straßen, wo tödliche Unfälle stattfanden. Es sind ausschließlich Holzkreuze, wie man sie für gerade Verstorbene auf dem Friedhof aufstellt, bis der eigentliche Grabstein fertig ist.

Wanderer, halte einmal inne und höre, was das Kreuz erzählt:
Vom Glück, vom Unglück, vom Leid,
vom Bösen, aber auch von dem Guten 
aus dem Leben unserer Vorfahren.

Vielleicht können die schönen Bilder der historischen Wegekreuze ein wenig dazu beitragen, diese Glaubenszeichen zu achten und sich bewusst machen, was die Menschen unserer Heimat früher dazu veranlasste, solche Denkmäler zu errichten.

Willibald Steffen, April 2003 und Oktober 2006; Fotos: Thomas Steffen